StFeder.de

Diesmal ganz ohne Vorfreude

Nachdem ich mich letztes Jahr wirklich darauf gefreut hatte und leider enttäuscht wurde, hatten sich meine Erwartungen für dieses Jahr deutlich geschmälert. Darum war ich dieses Jahr auch nicht von Anfang an dabei. Irgendwann in der ersten Hälfte habe ich mich vor den Fernseher gesetzt und um das Jahreshighlight von 1Live zu verfolgen:

Die 1Live-Krone 2008

1live Krone 2008 (Logo von 2007)

Schon nach dem Einschalten habe ich bereut, erst so spät dabei zu sein: mein Lieblings-Radiomoderatorenduo Olli Briesch und Michael Imhof waren dieses Jahr für die Moderation des Radio- und TV-Events zuständig. Damit schien die Show gerettet, denn die beiden sind Garanten für beste Unterhaltung – im Radio!

Verglichen mit Mirja Bös vom letzten Jahr war das Duo durchaus besser, aber besser als unterirdisch schlecht bedeutet nicht automatisch gut: kaum ein Gag, der gut ankam. Gäste, die ohne jeden Zusammenhang in die Show kamen und zum Teil kaum was zu sagen hatten. Was zum Beispiel hat die Tagesschausprecherin Judith Rakers da verloren? Nicht mal die Einladenden schienen das zu wissen, denn zu einem echten Gespräch kam es nicht. Es blieb beim mäßig lustigen Gag, dass man sie jetzt zum ersten mal komplett sehe und bis jetzt gar nicht wusste, dass sie auch Beine habe (weil sie bei der Tagesschau immer hinter einem Pult sitzt).

Der Preis für das Lebenswerk, der bei den Gewinnern von 2006 (Udo Lindenberg) und 2007 (Toten Hosen) aufwändig (u.a. mit Laudatio und langen Einspielern) zelebriert und von exclusiven Auftritten der Preisträger gekrönt wurde, ging dieses Jahr fast unter. Auf der einen Seite ehrt es natürlich den Sender, dass er den Ärzten den Preis verliehen hat, obwohl bekannt ist, dass sie selten/nie zu Preisverleihungen erscheinen, auf der anderen Seite darf der als so wichtig angepriese Preis doch nicht in der Bedeutungslosigkeit verschwinden, “nur” weil die Träger nicht erscheinen. Da gabs eine knappe und emotionslose Laudatio der Moderatoren und einen kurzen, lieblosen Einspieler, das wars. Hatte 1Live etwa darauf spekuliert, die Ärzte zu einer Ausnahme bewegen zu können??

Deutlich wird die Qualität der Show übrigens auch, wenn man sich die verschiedenen (wenigen) Presseberichte anschaut. Die sind alle ziemlich nüchtern, sogar der WDR selber hält sich in seiner Pressemitteilung zur Krone mit Lob sehr zurück. Außer

Die 1LIVE Moderatoren Olli Briesch und Michael Imhof führten durch ein hochkarätiges Show- und Talk-Programm.

ist selbst dort nichts zu lesen, was auf einen tollen Abend hinweisen könnte. Stattdessen enthält der Artikel eine größere Anzahl an Pseudoinformationen. Highlight hierzu:

Auch einen Ausblick auf die Zukunft gab es im Talk auf der 1LIVE Bühne:

Natürlich erwartet man jetzt etwas, wie die bekanntgabe einer Wiedervereinigung von Take That, die Auflösung von Monrose oder zumindest die Ankündigung eines kleinen Zusatzkonzertes eines Künstlers. Stattdessen erfährt man nur:

Auch einen Ausblick auf die Zukunft gab es im Talk auf der 1LIVE Bühne: Patrice war vom Charme der Tagesschau-Sprecherin Judith Rakers so angetan, dass er sich für 2009 vorgenommen hat: „Ich werde auf jeden Fall mehr Tagesschau gucken.“

Scheint fast so, als wüssten selbst die Verantwortlichen kaum noch, was eigentlich der Wert dieser Show ist bzw. sein soll…

Vollidiot – oder was?

Tagebücher sind ja meistens eine sehr persönliche, oft intime Angelegenheit. Eine Ausnahme hiervon ist Lukas Tagebuch auf 1live. Im Radio sind die Episoden der Comedyserie ein absoluter Hit und 1live hat schon vor einem Jahr entschieden, Lukas Tagebuch live lesen zu lassen. Was? Ihr kennt Lukas Tagebuch nicht? Dann hier eine Hörprobe:

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=CA8uSqDhJLo&w=425&h=25]

So weit so witzig. Aber kann es lustig sein, sich das eineinhalb Stunden live anzuhören? Vor kurzem war “Lukas Auswärtsspiel” in Krefeld und wir haben uns entschieden, es zu probieren.

Eintrittskarte zu Lukas Auswärtsspiel in Krefeld 2008

Soweit ich weiß waren bis jetzt immer alle Auswärtsspiele von Lukas ausverkauft. Angesichts der Raumgröße ist das nicht weiter verwunderlich. Unsere Aula an der Schule war größer. In Sachen Sitzqualität ist die Aula der Kulturfabrik sogar überlegen: Polster gibts keine. Trotzdem konnte man gut sitzen und wir hatten einen Platz in der horizontalen und vertikalen Mitte des Raumes ergattert, von dem aus man dem Geschehen auf der Bühne gut folgen konnte.

Wir wurden nicht enttäuscht: es machte die ganze Sache fast noch witziger, wenn man sah und höhrte, wie ein Mann, der normalerweise mit einer sympatischen, warmen Stimme spricht, von einer Sekunde auf die andere zur Lukas-Comedystimme switchen kann. Geboten wurden teilweise bekannte Episoden aus dem Radio, einige Videotagebücher, einige Gags, die mit Lukas überhaupt nichts zu tun hatten (die allerdings größtenteils auch nicht witzig waren) und unterhaltsame Einspieler zum Beginn und zum Ende jeder Halbzeit. Die Veranstaltung dauerte genau ein Fußballspiel lang: 45 Minuten 1. Halbzeit, 15 Minuten Pause, 45 Minuten 2. Halbzeit.

Mein Fazit: Für 15,55 Euro kann man zwei mal ins Kino und zwei Filme sehen, von denen jeder einzelne länger dauert als Lukas Auswärtsspiel und wenn man ganz viel Glück hat, erwischt man vielleicht sogar zwei Filme, die genauso viel zu lachen bieten, wie Lukas. Ich selber kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte mal im Kino so gelacht habe. Lukas lohnt sich auf jeden Fall! Vor allem kann man vorher schon abschätzen, ob es einem persönlich gefallen wird: Gefällt einem die Radiocomedy, gefällt einem wahrscheinlich das Auswärtsspiel noch besser! Ich habe lange nicht mehr so gelacht!!

Kleiner Wehrmutstropfen: Die Zugfahrt kostete uns pro Fahrt noch mal um die 6 Euro. Wirklich günstig wars in Summe also nicht…

Ich hatte mich gefreut

Schon länger freue ich mich auf das Radioereignis des Jahres. Die 1live Krone. Leider nicht live im TV übertragen, das heißt einen Tag lang kein Radio hören, damit es spannend bleibt. Am Donnerstag von 19 bis 21 Uhr kams im Radio, heute von 20.15 bis 22 Uhr im WDR Fernsehen.

1live Krone 2007

Hat es sich gelohnt zu warten? Ich machs kurz: die 1live Krone 2007 war einfach nur schlecht. Zumindest im TV. Von Anfang an schaffen es Olli Briesch und Mirja Boes (die beiden Moderatoren) nicht, ein bisschen Fahrt in die Sache zu bringen. Die Kameraeinstellungen ins Publikum fangen fast nur gelangweilte Gesichter ein (und das bei einer Aufzeichnung!!), die Stars auf ihren Ehrenplätzen ganz vorne sind mit allem beschäftigt, nicht aber mit dem, was sich auf der Bühne abspielt, die Moderationen wirken wie abgelesen, die Gäste auf der Couch scheinen eher lästig als gewollt.

Auch die Liveauftritte machen wenig her. Keiner schafft es, irgendeine Verbindung zum Publikum herzustellen. Es wirkt allerdings auch nicht so, als würde sich irgendwer auf der Bühne darum bemühen. Die Toten Hosen, die fürs Lebenswerk nominiert sind und die gegen Ende im Rahmen ihrer Ehrung einen ihrer Titel spielen, werden von einer Hand voll Fans beklatscht und bejubelt. Diese Gruppe wird von der Kamera so eingefangen, dass der Eindruck entsteht, der Saal würde toben. Andere Einstellungen verraten: bis auf die maximal 10 Fans sitzt alles fast gelangweilt. Noch besser: Der Sänger von Ich & Ich liegt bei dem einen oder anderen Ton ziemlich daneben.

Mein persönliches Highlight findet sich in einer der Moderationen, in denen ein Moderator ins Star-Publikum tritt und einen der Ehrengäste mit Fragen konfrontiert mit Phrasen nervt. Die einzigen, die sich über diese Ehre Störung freuen, sind zwei ehemalige Castingshowteilnehmer. Einer der beiden hat eine gewonnen (Ross Antony von Bro’Sis), der andere immerhin den zweiten Platz erreicht (Martin Stosch im Finale gegen Mark Madlock). Der Zweitplatzierte fängt auf die Frage, was er seinen Kindern sagen würde, wenn sie an einer Castingshow teilnehmen wollen, an zu philosophieren, dass Castingshows für Solokünstler die einzige Möglichkeit sind, um Erfolg zu haben. Jetzt gabs wenigstens authentische Gefühlsregungen auch beim Starpublikum: er wurde ausgebuht.

Selbst die 1live Moderatoren haben bei ihren zu kurzen Laudationen kaum Unterhaltsames geboten, so dass man nur sagen kann: eine absolut überflüssige Show. Schade, ich hatte mich gefreut.