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Tanzen mal anders

Ein paar glückliche Zufälle haben dazu geführt, dass ich einen jeweils vierwöchigen Tanzkurs mit drei 9er Klassen durchführen konnte. Der Kurs fand im Rahmen des regulären Sportunterrichts statt und dauerte knapp 90 Minuten pro Einheit.

Ich kann nicht behaupten, dass mir aus allen Klassen spontan Begeisterung entgegensprang, als ich jeweils das erste mal vor den Teilnehmern stand. Einige Schüler gaben mir anfangs deutlich zu verstehen, dass sie keine Lust auf Paartanzen haben.

Aha. Und? Interessiert mich nicht.

bekam ich von einem Schüler zu hören, als ich ihn ziemlich zu Anfang korrigierte.

Spannend war miterleben zu dürfen, wie schnell die Stimmung kippte – ins Positive! Zu behaupten, am Ende der vier Einheiten seien alle Teilnehmer tanzbegeistert gewesen, wäre wohl übertrieben. Aber zumindest die offene, aggressive Ablehnung verschwand schon innerhalb der jeweils ersten halben Stunde vollständig. Vom Eindruck her würde ich sagen, dass sich zwar nicht alle auf die Paartanzstunden gefreut haben, aber immerhin die meisten während der Stunden Spaß gehabt haben.

Für mich war das das erste mal, dass ich im Rahmen des regulären Schulsports Tanzunterricht geben durfte. Meine Highlights:

  • Die meiste Zeit im Rahmen der Vorbereitung beanspruchte die Auswahl der Musik. Während der Kurse gab es vereinzelt Musikwünsche, die ich nicht alle erfüllen konnte. Zwischen den drei Klassen gab es nur einen offenkundigen gemeinsamen Nenner in Bezug auf die Musik: Helene Fischer. Ich habe den Eindruck, die Schüler kennen deren komplette Diskografie. Sowohl die erfolgreichen Singles (“Von hier bis unendlich”), die aktuelle Single (“Atemlos durch die Nacht”) sowie die soweit ich weiß weniger bekannten Lieder (“Das Karussell in meinem Bauch”) waren den Schülern bestens bekannt. Ich kannte sie bis dahin nicht.
  • Es gab am Anfang eine Gruppe Jungs, die nicht am Tanzunterricht teilnehmen wollte. Angesichts der wenig attraktiven Alternative (Gymnastiktanz) waren sie dann aber doch dabei. Und das mit gutem Erfolg! Größtenteils gehörten die Skeptiker am Ende zu den souveränen Tänzern.
  • Die Akustik in der Sporthalle war unterirdisch. Bei ca. 30 Schülern war es nahezu unmöglich in normaler Lautstärke zu sprechen. Das lag allerdings nur zum Teil an den Teilnehmern: Selbst wenn nur zwei bis vier Menschen in der Halle zurückhaltend miteinander reden sorgt das schon für einen derart hohen Grundpegel, dass normales Sprechen keine Chance mehr hat. Zum Glück habe ich eine robuste Stimme…
    BTW: wer plant eigentlich Schulsporthallen?!
  • Ich habe mich am Ende mit einigen Lehrern über mögliche Bewertungen unterhalten. Im Rahmen eines Turnierwettkampfes wäre eine Bewertung der Gruppen problemlos möglich gewesen, denn dort wird das gesamte Teilnehmerfeld vergleichend bewertet. Der innerhalb der Gruppe am besten tanzende landet vorne, der zweitbeste auf dem zweiten Platz usw.
    Schulnoten sollen zwar auch einen Vergleich ermöglichen, jedoch nicht nur innerhalb einer einzelnen Klasse, sondern über die gesamte Population hinweg (zumindest aber innerhalb eines Jahrgangs und Bundeslands). Maßstab ist hier nicht die Gruppe, sondern vorher festgelegte Kriterien, die auch die Motivation/Leistungsbereitschaft der Schüler umfassen.
    Vor diesem Hintergrund war die Bewertung der Leistungen extrem schwer. Es gab keine “Totalausfälle”. (Fast) Alle Teilnehmer waren sehr engagiert und auch die Ergebnisse waren durchweg in Ordnung. In Summe war die Leistung in allen Klassen recht homogen auf hohem Niveau.
    Wie die Lehrer das gelöst haben, ist mir nicht bekannt. Im Zweifelsfall wird wohl (fast) jeder Schüler eine eins bekommen haben…

Zum Abschluss der Unterrichtsreihe habe ich in einer Klasse Evaluationsbögen ausgegeben. Die Auswertung werde ich in Kürze vorstellen…