Vor kurzem habe ich von einer neueröffneten Discothek in Düren gehört, dem “Abraxxass”. Eine Disco der gleichen Betreiber gibt es schon etwas länger in Zülpich. Aufgrund einiger positiven Berichte habe ich mir mal die Seite von denen angesehen und war überrascht ein perfekt moderiertes Gästebuch zu finden, in dem das Abraxxass-Team auf alle Einträge reagiert. Gestolpert bin ich beim überfliegen über folgenden Eintrag:
Sezgin
Hey Abraxxass – Team ich hab da mal ne Frage , die mich sehr interessiert.
Es ist schon bekannt , dass Abraxxass sehr empfindlich ist , wenn es darum geht , Leute mit Migrationshintergrund in den Club zu lassen . In Zülpich werden viele noch reingelassen , aber in Düren garkeine mehr ? Ist das kein Anzeichen von Rassismus ? Wenn 10 Deutsche in den Club gehen (Jungs) kommen alle rein , aber wenn 3 Ausländer rein wollen , heißt es : Als Gruppe kommt ihr hier nicht rein . Das finde ich eine Unverschämtheit . Abraxxass soll auf den Boden bleiben und nicht einen auf Business machen .. Letzt endlich ist Abraxxass nicht so groß wie Rakkas..
Interessant an der Frage ist vor allem die scheinbare Einstellung, dass das von Sezgin beschriebene Verhalten bei großen Discotheken scheinbar anders zu bewerten ist. Aber das lasse ich mal unkommentiert im Raume stehen.
Erstmal wundere ich mich, dass der Eintrag überhaupt freigeschaltet wurde, denn der Vorwurf ans Abbraxxas ist höchst kritisch. Diese Offenheit spricht zunächst mal fürs Abraxxass. Vorausgesetzt die Fakten stimmen (Ausländergruppen werden nicht reingelassen), dann ist die Frage von Sezgin natürlich berechtigt. Interessanterweise gibt es auch eine Antwort vom Abraxxass-Team auf seine Anfrage.
Abraxxass Team:
Lieber Sezgin,wir denken nicht, dass man uns Rassismus vorwerfen kann, da unsere beiden Chefs türkischer Herkunft sind!
Bis hier hin ist ja alles logisch, oder?! Wenn also jemand “rassistisch” handelt und er selber (oder sein Chef) zur potentiell diskriminierten Gruppe gehört, dann, so offenbar die Abraxxass-Logik, kann die Handlung nicht als rassistisch bezeichnet werden. Aber es wird noch besser:
Die Erfahrung hat uns aber gezeigt, das Gruppen mit Migrationshintergrund ein höheres Konfliktpotenzial haben, wenn sie nicht in Damenbegleitung kommen. Da spielt auch die Größe des Clubs keine Rolle. Es ist Firmenpolitik, das Abraxxass konfliktfrei zu halten, daher ergeben sich unsere Einlaßkriterien.
Mit Deiner oder einer Freundin bist du ein gern gesehener Gast.
Dein Abraxxass Team
Hm, jetzt wirds seltsam. Das “Gruppen mit Migrationshintergrund ein höheres Konflliktpotential haben” scheint die Wahrnehmung der Abraxxass-Mitarbeiter zu sein.
Ein Blick in die allwissende Wikipedia unter dem Stichwort “Rassimus” verrät folgendes:
Rassische Diskriminierung versucht typischerweise, auf (projizierte) phänotypische und davon abgeleitete persönliche Unterschiede zu verweisen.
Nochmal schnell zusammengefasst: Ins Abraxxass kommen grob gesagt scheinbar keine Leute mit wahrgenommenen “Migrationshintergrund”, wenn sie in Gruppen ohne Frauen auftauchen. Den Migrationshintergrund können die Türsteher eigentlich nur an Merkmalen festmachen, die man sehen (Hautfarbe) oder vielleicht hören (Akzent) kann, also an phänotypischen Merkmalen. Erkennen sie diese Merkmale, leiten sie davon ein erhöhtes Konfliktpotential (einen persönlichen Unterschied) ab.
Hier hat sich das Abraxxass mit der Offenheit im Gästebuch wohl ein Eigentor geschossen…