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Musikorganisation für Tanzlehrer/Tanzschulen . Teil III

(Teil 1 findet Ihr hier, Teil 2 hier alle Teile zusammengefasst in einem Beitrag hier)

Hier der dritte Teil der Reihe, der sich mit der Frage beschäftigt, wie man Dateien am besten “beschriftet” und wie man daraus seinen Nutzen ziehen kann.

I. Musikorganisation für Tanzlehrer und Tanzschulen
a) Warum schreibe ich den Artikel?
b) Welches Ziel hat (m)eine Musikorganisation?

II. Die optimale Verwaltungssoftware
a) Anzeigen für Kursteilnehmer
b) Server/Client Anwendung
c) Kosten
d) Nachteile

III. Der Schlüssel zum Erfolg: Metadaten / Tags
a) Relevante Metadaten für Tanzlehrer/Tanzschulen
b) Wozu die ganzen Daten?
. . . – Indikatoren
. . . – dynamische automatische Listen

Der Schlüssel zum Erfolg: Metadaten

Ich habe schon sehr viele Musiksammlungen gesehen, die über Dateinamen und Ordner oder Playlisten strukturiert werden.

Gerade das Verwenden von Ordnern und Dateinamen ist höchst unflexibel. Jede Datei kann nur einen Namen haben und nur in einem Ordner liegen. Immerhin ein kleiner Schritt nach vorne sind Playlisten: hier kann jede Datei beliebig vielen Listen zugeordnet werden. Etwas unglücklich daran: sie müssen von Hand gepflegt werden und man sieht den Dateien selber nicht an, in welchen Playlisten sie enthalten ist.

Wir brauchen also mehr.

Höchste Flexibilität sichert man sich, wenn man die Dateien mit Metadaten bestückt. Metadaten (oft auch als “Tags” bezeichnet) werden in die Datei geschrieben oder in einer Datenbank verwaltet. Sie sind quasi digitale Etiketten für die Musik.

Standardtags (wie Interpret, Album, Titel, Genre) werden von jedem Programm vorgegeben. Sinnvoll ist, ein Programm zu verwenden, mit dem man die Anzahl der Tags beliebig verändern und erweitern kann, um auch für Informationen wie “Tanz” ein Feld zu haben.

Das absolute Minimum für jede Musiksammlung ist die Pflege von Interpret und Titel, damit Lieder gefunden werden können. Selbstverständlich kann man diese Infos in den Dateinamen packen. Z.B.:

Elton John . Can You Feel the Love Tonight . Rumba, Blues . 15tpm . langsam.mp3

Aber wenn man Musik nach Tänzen sortieren möchte oder nach Geschwindigkeit (tpm), dann wird es schwer. Auch das Hinzufügen von Informationen oder das ändern der Reihenfolge im Dateinamen ist nicht trivial.

Relevante Metadaten für Tanzlehrer/Tanzschulen

Das richtige Programm ist gefunden? JRiver Media Center

Dann jetzt die Frage: welche Metadaten sollte ich einpflegen? Ich habe über die Jahre folgendes Set entwickelt, mit dem der Bedarf eines Tanzlehrers und einer Tanzschule sehr gut abdecken sein sollte:

  • Interpret, Titel (ggf. auch das Album)
    Der Standard. Das hat mit Tanzmusik noch nichts zu tun, aber man will ja seine Lieder kennen, wiederfinden und Liedwünsche erfüllen können, nicht wahr?!
  • Tanz
    Das Wichtigste für den Einsatz im Tanzunterricht. Hier gebe ich alle Tänze ein, die für das jeweilige Lied passen.
  • Auftakt
    Bei manchen Liedern wartet man eine halbe Ewigkeit auf den ersten deutlichen Taktschlag. Bei Fortgeschrittenen kann das u.U. in Ordnung sein, bei Anfängern sicherlich etwas unglücklich. Genauso auf Tanzpartys, wenn die Stimmung gerade hochgehalten werden soll. Daher erfasse ich hier die Zeit die vergeht, bis der Takt deutlich hörbar wird.
  • Geschwindigkeit (in tpm oder bpm (Takte/Beats pro Minute))
    Der erste Wiener Walzer und dann direkt Originaltakt? Meist keine gute Idee!
    Um solche Fehlgriffe zu vermeiden, lasse ich das JRiver Media Center die Geschwindigkeit berechnen und eintragen. Die Rechenergebnisse bei Discofox und Cha Cha sind immer sehr gut, bei Tango und Jive allerdings eher abenteuerlich. Dann kann ich eingreifen und den Takt manuell überschreiben.
  • Bewertung
    In der Bewertung bewerte ich auf einer Sterne-Skala von eins bis fünf wie mir das Lied gefällt.
  • Tanzbarkeit
    Major Tom von Peter Schilling – klasse Song – 5 Sterne
    Aber zum tanzen eine eher schlechte Wahl.
    Adios Amigo von El Barrio – schreckliches Lied – 2 Sterne
    Aber ein hervorragender Tango!
    Und eben genau weil Tanzbarkeit und das Gefallen eines Liedes nicht zusammenfallen müssen, bewerte ich auch die Tanzbarkeit meiner Lieder. Ebenfalls auf einer 5er-Skala.
  • Stimmung (Mood)
    Zur Abwechslung mal ein ruhiger Cha Cha? Da hätte ich Wicked Games von Parra For Cuva feat. Anna Naklab. Damit auch solche Suchen klappen und ich nicht schon zu Beginn einer Party oder einer Tanzsstunde einen Rauswerfer-Slowfox spiele, bewerte ich die Stimmung ebenfalls auf einer 5er-Skala.
  • Notizen/Hinweise
    Wenn ein Lied z.B. Taktwechsel oder Pausen enthält oder besonders untypisch ist, dann schreibe ich das in ein Freitextfeld.
  • Sperre
    Super tanzbar und ein tolles Lied, trotzdem sollte es nicht “aus Versehen” im Unterricht laufen? Ich denke an sowas wie den Cha Cha “Selbstmord” von SDP. Kann cool sein, aber nicht im normalen Unterricht. Dafür gibts ein Ankreuzfeld, in denen “kritische” Lieder markiert werden.
  • Genre
    Nützlich, falls man Schlagerfans im Kurs hat. Oder (was natürlich viel öfter passiert): Schlagerhasser. Nutze ich zwar, lege ich aber nicht sooo viel wert drauf, vor allem weil mir oft das Wissen fehlt, um Lieder zuordenen zu können. Oder wer kennt den genauen Unterschied zwischen Classic Rock, Rock, Alternative Rock, Poprock, Hardrock, Indierock und Soft Rock?
  • Erscheinungsjahr, Gesang, Sprache
    Sicherlich nicht unbedingt nötig, aber “nice to have” Insbesondere für die nächste 80er-Jahre Motto-Party

Wozu die ganzen Daten?

Mit Hilfe der Daten kann auch jemand die Musiksammlung nutzen, der sie nicht kennt. Anhand der Kategorien ist es auch ohne Kenntnis der einzelnen Lieder möglich, einen lateinamerikanischen (Genre Latin) Cha Cha (Tanz Cha Cha) zu finden, der einen deutlichen Takt (Tanzbarkeit 4 oder 5 Sterne) und Turniertempo hat (TPM 30-32) und mit Gesang ist.

Eine Ansicht mit Lieder könnte dann wie folgt aussehen:

Natürlich ist es nicht ganz leicht unmöglich, bei der Fülle an Daten schnell etwas zu finden. Aber genau das soll ja eines der Ziele sein: schneller Überblick, auch für Nutzer, die mit dem Programm und der Sammlung nicht vertraut sind.

Erst wenn die Software beginnt, die Meta Daten zu verarbeiten und aufzubereiten, wird es interessant. Dazu zwei Beispiele. Einmal die Verwendung von Indikatoren in der Anzeige und einmal die automatische und dynamische Selektion von Liedern.

Indikatoren

In der Tanz-Spalte werden Indikatoren für “langsam” und “schnell” angezeigt und Ausrufezeichen, wenn das Lied in der Kategorie Tanzbarkeit oder Bewertung weniger als drei Sterne hat oder mit einem Sperrvermerk versehen ist.

Ein schneller Blick auf die Tanzspalte genügt daher, um die gröbsten Schnitzer zu vermeiden. Weil die Software mitdenkt, muss man also nicht permanent alle Daten im Blick haben.

Dynamisch automatisch Listen

Außerdem und viel wichtiger: die Daten lassen sich hervorragend nutzen, um dynamisch automatische Listen zu erstellen.

Interessant ist das z.B. beim Warmtanzen, denn dort ist die Liedauswahl oft ein bisschen speziell. Hier sollten nicht unbedingt die besten Lieder “verbraten” werden (5 Sterne), aber auch nicht die schlechtesten Lieder (1 oder 2 Sterne) laufen. Damit das Warmtanzen nicht zu lange dauert, soll jedes Lied maximal 2:20 Minuten lang sein. Es sollen keine Schlager und keine Weihnachtslieder laufen. Es sollen natürlich nicht jede Woche die gleichen Lieder sein und auch die Reihenfolge soll von Woche zu Woche variieren.

Dank der Meta-Daten kein Problem!

Ein komplett anderes Szenario ist das Turniertraining und hier besonders das Endrundentraining: die Kriterien oben passen weitgehend, allerdings sollte hier die Liedlänge zwischen 1:30 und 2:00 liegen und es muss eine bestimmte Reihenfolge eingehalten werden. Außerdem können gerne auch Tänze mit schwerer hörbaren Takt dabei sein.

Auch das lässt sich selbstverständlich einrichten.

Fast permanent nutze ich die Möglichkeit, Lieder für bestimmte Leistungsgruppen auszufiltern:

  • Einsteiger: Beim ersten Tanz ist der Takt sehr wichtig. Hier kommt es darauf an Lieder zu spielen, die ein Gefühl für die Stimmung des Tanzes vermitteln.
  • Anfänger: Die Lieder müssen nicht die besten sein (man ist ja eh zu beschäftigt mit den Schritten, um die Musik richtig wahrzunehmen), Hauptsache der Takt ist sehr gut hörbar und durchgängig
  • Fortgeschrittene: es darf ruhig mal ein bisschen schwerer sein den Takt zu finden, aber die Musik sollte schön sein; denn wenn die Schritte erst mal laufen, nimmt man auch die Musik besser wahr.

Und damit ich hier nicht immer aus dem ganzen Pool die passenden Lieder raussuchen muss, kann mein Programm dank der Metadaten die Vorauswahl treffen.

Für mich war es immer anstrengend, die Musik für Discofoxkurse zusammenzustellen. Man möchte Abwechslung bieten, muss die richtige Mischung aus Evergreens, modernen Stücken und Schlager finden und natürlich die Geschwindigkeit beachten. Ich mache das nicht mehr selber, weil die Software besser und vor allem viiiiel schneller ist. Meine Vorgaben für eine Stunde Discofoxkurs:

  • 18 Lieder
  • 31-33 Takte pro Minute (berechnet das Programm selber)
  • kein Lied länger als 4:30, keins kürzer als 2:00
  • 15% Schlager, 15% Dance, 65% Rock/Pop, 5% sonstige
  • 4-5 Sterne bei Tanzbarkeit und Gefälligkeit
  • Auftakt maximal 30 Sekunden
  • innerhalb der laufenden Woche dürfen die Lieder schon gelaufen sein
  • aber nicht in der letzten oder vorletzten Woche

Auch hier genügt ein Mausklick und die Liste ist fertig!

Der Clou dabei ist: die Listen werden automatisch auf Basis der erfassten Metadaten erstellt und sie werden dynamisch erstellt. Das heißt, bei jedem neuen Aufruf werden auf Basis der vorgegebenen Kriterien die Lieder neu ausgewählt.

Eine riesige Arbeitserleichterung und vor allem: Verbesserung. Wenn man ohne das System während des Unterrichts schnell ein paar Lieder raussuchen muss, wird man immer auf die zurückgreifen, die man sicher kennt. Oder man muss (sollte) vorher nochmal schnell reinhören.

Mit meinem System kann man sich auch schonmal blind auf die Software verlassen.

Setzt natürlich die richtige Software und die richtigen Metadaten voraus

Und so könnte das im JRiver Media Center aussehen:

Links oben können Leistungsgruppen vorgewählt werden, links unten können weitere Kategorien dazu gewählt werden. Auch jemand, der das Programm noch nie bedient hat, kann so schnell Unterricht mit guter und passender Musik machen.

Neuen Nutzern gebe ich immer einen kleinen (nicht mehr ganz aktuellen) Bogen an die Hand, der die zentralen Funktionsweisen des Programms knapp erklärt.

Damit ist die Artikelserie beendet. Jetzt fehlt ja eigentlich nur noch ein Fazit, nicht wahr Das ist schon in der Mache und kommt in Kürze!

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