Nachdem ich beim letzten Zitat angekündigt hatte, künftig darauf verzichten zu wollen, das “Zitat der Woche” in einen aktuellen Kontext zu stellen, weiche ich schon jetzt wieder davon ab.
Im Moment kann sich die Medien- und Nachrichtenwelt nicht beschweren, es fehle ihnen an Dingen, über die berichtet werden könnte. Fast täglich erreichen uns neue Botschaften im Kontext der Weltwirtschaftskrise, es gibt eingestürzte Gebäude in Köln, Amokläufe in Amerika und Deutschland und den Fritzl-Prozess in Östereich. Und immer beschäftigt uns und damit unsere Medien auch das “Warum?”.
Ich möchte mit dem aktuellen Zitat der Woche an eine Rede des Bundespräsidenten a.D. Johannes Rau vom 03. Mai 2002 anlässlich einer Trauerfeier für die Opfer des Erfurter Amokläufers erinnern.
Manchmal muss man sich damit Abfinden, dass es keine einfache Erklärung gibt. Keine leicht fassbare und schon gar keine isolierte Ursache. Manchmal reicht es einfach nicht aus, “Killerspiele” als Ursache zu feiern, auch wenn es uns das Leben mit solchen Taten vielleicht erleichtern würde.
(Hervorhebungen von mir)
Liebe Lehrerinnen und Lehrer, Liebe Schülerinnen und Schüler, Liebe Erfurterinnen und Erfurter,
in dieser Stunde gedenken wir der Opfer des schrecklichen Verbrechens vom vergangenen Freitag. Ein ganze Woche ist vergangen, aber das Entsetzen hat uns nicht verlassen. […]
Schüler haben ihre Lehrer und Mitschüler für immer verloren. Lehrer trauern um ihre Kollegen, eine Schule um ihre Mitarbeiterin, Eltern fassen nicht den Tod ihrer Kinder, Polizeibeamte beklagen den Tod eines Kollegen.
In Familien, in Freundschaften, in Nachbarschaften, in ganz Erfurt hat der Tod eine furchtbare Spur gezogen und tiefen Schmerz gebracht.
Sie sind ihrer Trauer nicht allein. Die Nachricht hat in ganz Deutschland und vielen Teilen der Welt Entsetzen, Trauer und Mitgefühl ausgelöst. Wir sind ratlos. Wir hatten nicht für möglich gehalten, dass so etwas bei uns geschieht.
Wir sollten unsere Ratlosigkeit nicht zu überspielen versuchen mit scheinbar nahe liegenden Erklärungen. Wir sollten uns eingestehen: Wir verstehen diese Tat nicht. Wir werden sie – letzten Endes – auch nie verstehen können. Weiterlesen