StFeder.de

Neue Optik

Es wurde nochmal Zeit für eine neue Optik hier im Blog. Das alte Layout hat mir zwar sehr gut gefallen, aber es stand irgendwie in keinem Zusammenhang mit den Inhalten. Leicht verspielt, träumerisch…

Das neue, aufgeräumt-nüchterne Design im antibakteriellen Edelstahl-Look wird meinen Inhalten eher gerecht, oder?!

Apropos Inhalte: ich hoffe, das neue Design verbessert auch die Lesbarkeit der Beiträge ein wenig. Der alte Papierhintergrund war manchmal nicht ganz optimal. Ich weiß, in der Seitenleiste fällt das Lesen dafür schwerer als je zuvor, aber ich habe ja auch gerade erst angefangen…

Jetzt fehlt nur noch ein ansprechender Header. Mal sehen, wann ich dafür die Zeit (und Kreativität…) finde.

Das Urteil gegen Delfi – Das Ende der Meinungsfreiheit?

Vor kurzem gab es ein Urteil vom EuGH. Es betrifft ein estnisches Nachrichtenportal (Delfi1), auf dessen Seite beleidigende Kommentare veröffentlicht wurden.

Die FAZ leitet einen Online-Artikel2 dazu wie folgt ein:

Nutzerkommentare im Netz
Pöbeln gilt nicht!

Die Betreiber von Online-Portalen müssen aufpassen, wer was auf ihren Seiten schreibt und kommentiert. Sie werden für alles haftbar gemacht, auch für das Werk von Trollen. Das ist nicht neu, aber jetzt höchste europäische Rechtsprechung.

Spiegel.de3 titelt:

Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte: Forenbetreiber haftet für Beleidigungen der Nutzer
Im Forum einer Nachrichtenseite wird jemand beleidigt und bedroht, die Posts werden kurz darauf entfernt. Doch der Mann verlangt auch noch Schadensersatz. Zu Recht, urteilte nun der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte.

Andere Portale [1,2,3,4] überschreiben ihre Artikel zum Fall sinngemäß:

Internetportal für Nutzer-Beleidigungen verantwortlich

Das klingt bedrohlich, besonders für kleine Blog-, Foren- und Seitenbetreiber. Dabei ist das Signal des Urteils4 meiner Meinung nach ein anderes.

Worum geht es?

Nicht um ein kleines Internetblog, sondern um eines der größten Nachrichtenportale in Estland, das in den Sprachen estnisch, lettisch und litauisch veröffentlicht. Es veröffentlicht 300 Artikel pro Tag.

Gegenstand sind klar rechtswidrige Kommentare. Also solche, bei denen nach Auffassung des EuGH auch ohne “linguistische oder juristische Analyse” erkennbar ist, dass sie u.a. offen zu Gewalt aufrufen. Im Urteil heißt es dazu:

Moreover, […] the impugned comments in the present case […] mainly constituted hate speech and speech that directly advocated acts of violence. Thus, the establishment of their unlawful nature did not require any linguistic or legal analysis since the remarks were on their face manifestly unlawful.

Der bei Delfi zur Anwendung kommende automatische Kommentarefilter hätte hier eigentlich anschlagen können; hat aber offenbar versagt.

Nevertheless, and more importantly, the automatic word-based filter used by the applicant company failed to filter out odious hate speech and speech inciting violence posted by readers and thus limited its ability to expeditiously remove the offending comments.

Ebenso wie die ebenfalls auf der Seite eingesetzte Funktion, dass Nutzer unangemessene Beiträge melden können, damit diese dann ggf. gelöscht werden.

Die Kommentare waren 6 Wochen online, bevor Delfi sie entfernt hat.

The Court notes that as a consequence of this failure of the filtering mechanism, such clearly unlawful comments remained online for six weeks […].

Die Löschung erfolgte auf Hinweis des betroffenen Unternehmens. In anderen Fällen hat Delfi unpassende Kommentare wesentlich schneller und eigenständig entfernt. Eine grundsätzliche Kontrolle ist bei Delfi also vorhanden.

In addition, on some occasions the administrators removed inappropriate comments on their own initiative.

Was hat der EuGH entschieden?

Von einer großen Nachrichtenseite könne man erwarten, dass sie ihre Kommentare besser “im Griff” hat. Erschwerend kommt hinzu, dass Delfi die Anzahl der Kommentare zu einem Artikel prominent unter dem Artikel platziert und der hier in Frage stehende Artikel überdurchschnittlich viele Kommentare erhalten hat.

All diese Faktoren zusammengenommen führen für den EuGH dazu, dass er eine Haftung von Delfi für die Kommentare bestätigt. Dazu hier die Schlussfolgerung des EuGH (Hervorhebungen von mir)

Based on the concrete assessment of the above aspects, taking into account the reasoning of the Supreme Court in the present case, in particular the extreme nature of the comments in question, the fact that the comments were posted in reaction to an article published by the applicant company on its professionally managed news portal run on a commercial basis, the insufficiency of the measures taken by the applicant company to remove without delay after publication comments amounting to hate speech and speech inciting violence and to ensure a realistic prospect of the authors of such comments being held liable, and the moderate sanction imposed on the applicant company, the Court finds that the domestic courts’ imposition of liability on the applicant company was based on relevant and sufficient grounds, having regard to the margin of appreciation afforded to the respondent State. Therefore, the measure did not constitute a disproportionate restriction on the applicant company’s right to freedom of expression.

Und die konkreten Folgen für Delfi?

Finally, turning to the question of what consequences resulted from the domestic proceedings for the applicant company, the Court notes that the company was obliged to pay the injured person the equivalent of EUR 320 in compensation for non-pecuniary damage.

Delfi muss zahlen. Und zwar 320,- €. Als Kompensation für den entstandenen nichtfinanziellen Schaden. Damit bestätigt der EuGH das Urteil der nationalen Vorinstanz, das nicht rechtskräftig geworden war.

Einordnung

Ich habe auf die Schnelle keine Umsatz- oder Gewinnzahlen für Delfi gefunden, aber 320,- € dürften für ein großes Nachrichtenportal keine spürbare Strafe sein. In der gesamten Urteilsbegründung wird wiederholt thematisiert, dass es sich um offensichtlich rechtswidrige Kommentare handelt, die auf einer großen Plattform mit kommerziellen Interessen und im direkten Kontext von redaktionell erstellten Beiträgen abgegeben wurden. Außerdem wird wiederholt auf die lange Zeit (6 Wochen) hingewiesen, die bis zum Entfernen der Kommentare vergangen ist.

Konsequenzen

Was ganz grundsätzlich diskutiert werden müsste ist die Frage, inwiefern eine Überwachung und Moderation in öffentlich geführte Debatten überhaupt zulässig und wünschenswert ist. Die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut und es muss immer darüber gestritten werden, wenn sie (wie möglicherweise im vorliegenden Fall) beschnitten werden soll. Vor diesem Hintergrund kann man das Urteil kritisieren.

Aber: konkrete Folgen wird das Urteil des EuGH aus meiner Sicht nicht haben. Es bezieht sich ganz ausdrücklich auf den sehr konkreten Einzelfall, auch unter Berücksichtigung des nationalen estnischen Rechts.

Ich sehe keinen Grund, warum ich mir als Betreiber eines kleinen Blogs Sorgen machen sollte. Ich und auch Big-Player wie Facebook können sogar etwas entspannter in die Zukunft blicken. Der EuGH sagt ziemlich explizit, dass er im Falle kleiner Webseiten und Plattformen ohne eigene Inhalte anders entscheiden würde.

116.  Accordingly, the case does not concern other fora on the Internet where third-party comments can be disseminated, for example an Internet discussion forum or a bulletin board where users can freely set out their ideas on any topics without the discussion being channelled by any input from the forum’s manager; or a social media platform where the platform provider does not offer any content and where the content provider may be a private person running the website or a blog as a hobby.

Etwas schade aus meiner Sicht ist, dass das Klagerisiko damit nicht deutlich gesunken ist. Trotz der Erklärungen des EuGH hat man natürlich abzuwarten, ob das Gericht in konkreten Fällen Wort hält.

Aber wie auch immer man es sieht: ich glaube, dass Ende der Meinungsfreiheit steht uns nicht bevor.

Und nur um nochmal kurz den Bogen zu den Medienberichten zu schlagen: Wenn Spiegel.de einen Artikel überschreibt mit: “Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte: Forenbetreiber haftet für Beleidigungen der Nutzer” , dann ist das falsch. Es geht hier eben genau nicht um Forenbetreiber.

____________________
[1] Delfi.ee
[2] Artikel bei FAZ.de: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/europaeischer-gerichtshof-urteilt-zu-nutzerkommentaren-im-internet-13650527.html
[3] Artikel bei Spiegel.de: http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/gerichtshof-urteilt-zu-beleidigungen-in-nutzerforen-a-1039058.html
[4] Urteil des EuGH: http://hudoc.echr.coe.int/sites/eng/pages/search.aspx?i=001-155105#{%22itemid%22:[%22001-155105%22]}

Musikorganisation für Tanzlehrer/Tanzschulen . Teil III

(Teil 1 findet Ihr hier, Teil 2 hier alle Teile zusammengefasst in einem Beitrag hier)

Hier der dritte Teil der Reihe, der sich mit der Frage beschäftigt, wie man Dateien am besten “beschriftet” und wie man daraus seinen Nutzen ziehen kann.

I. Musikorganisation für Tanzlehrer und Tanzschulen
a) Warum schreibe ich den Artikel?
b) Welches Ziel hat (m)eine Musikorganisation?

II. Die optimale Verwaltungssoftware
a) Anzeigen für Kursteilnehmer
b) Server/Client Anwendung
c) Kosten
d) Nachteile

III. Der Schlüssel zum Erfolg: Metadaten / Tags
a) Relevante Metadaten für Tanzlehrer/Tanzschulen
b) Wozu die ganzen Daten?
. . . – Indikatoren
. . . – dynamische automatische Listen

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Musikorganisation für Tanzlehrer und Tanzschulen Teil II

(Teil 1 findet Ihr hier und alle Teile zusammengefasst in einem Beitrag hier)

Im zweiten Teil der Reihe stelle ich eine Software vor, die alle Aufgaben rund um die Musikverwaltung und das Musikabspielen für einzelne Tanzlehrer und auch ganze Tanzschulen mit mehreren Räumen übernehmen kann.

I. Musikorganisation für Tanzlehrer und Tanzschulen
a) Warum schreibe ich den Artikel?
b) Welches Ziel hat (m)eine Musikorganisation?

II. Die optimale Verwaltungssoftware
a) Anzeigen für Kursteilnehmer
b) Server/Client Anwendung
c) Kosten
d) Nachteile

III. Der Schlüssel zum Erfolg: Metadaten
a)
Relevante Metadaten für Tanzlehrer/Tanzschulen
b) Wozu die ganzen Daten?

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Musikorganisation für Tanzlehrer und Tanzschulen Teil I

(Alle drei Teile zusammengefasst in einem Beitrag findet Ihr hier)

Ich habe vor zwei Jahren schonmal zwei Beiträge [1,2] veröffentlicht, die sich mit Musikorganisation beschäftigen. Ein versprochener dritter Teil steht immer noch aus. Den fehlenden Teil möchte ich hier nicht liefern, sondern stattdessen nochmal einen kompletten Abriss über die sinnvolle Musikorganisation für Tanzlehrer/Tanzschulen schreiben.

Durch das Schreiben der alten Beiträge hat sich mein Blick auf das Thema verändert, so dass ich meine Organisation weiter optimiert habe. Außerdem schienen mir im Nachhinein die Beiträge zu wenig fokussiert, was eine komplette Neubearbeitung sinnvoll macht. Wie schon beim letzten Mal sind drei Beiträge mit folgender Gliederung geplant.

I. Musikorganisation für Tanzlehrer und Tanzschulen
a) Warum schreibe ich den Artikel?
b) Welches Ziel hat (m)eine Musikorganisation?

II. Die optimale Verwaltungssoftware
a) Anzeigen für Kursteilnehmer
b) Server/Client Anwendung
c) Kosten
d) Nachteile

III. Der Schlüssel zum Erfolg: Metadaten
a)
Relevante Metadaten für Tanzlehrer/Tanzschulen
b) Wozu die ganzen Daten?

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Entschuldigung

Einige von Euch werden sich vielleicht gefragt haben, ob ich eine neue Geldquelle aufgetan habe. Bei jedem Besuch meines Blogs über ein mobiles Endgerät wurde man zu irgendeiner Seite weitergeleitet. Leider nicht zum bildblog oder zum Sprachlog (damit hätte ich ja leben können…), sondern, wie sollte es auch anders sein, zu einer Porno Seite. Offenbar bin ich Hackeropfer geworden und habe es nicht gemerkt. Irgendwie ist es den Hackern gelungen, auf meinem Server mehrere Dateien zu platzieren (.htaccess), in denen Weiterleitungen hinterlegt waren. Da die Weiterleitung nur dann geschah, wenn man meine Seite per Smartphone oder Tablet besuchte, ist mir das nicht aufgefallen. Bis mich ein Besucher darauf hingewiesen hat. VIELEN DANK dafür!!

Es tut mir leid, falls jemand dieser Weiterleitung zum Opfer gefallen ist und bitte um Entschuldigung!

Tanzlehrer – Freiberufler oder Gewerbetreibender?

Weil in meinem Umfeld einige Bekannte ganz ähnliche Erfahrungen gemacht haben, möchte ich an dieser Stelle gerne einen ziemlich alten Entwurf veröffentlichen. Die Links habe ich aktualisiert. Scheinbar sind die Abläufe noch immer die gleichen…

Bis jetzt war ich als Tanzlehrer in verschiedenen Vereinen tätig. Die Frage einer Anmeldung beim Gewerbe und/oder Finanzamt stellte sich für mich nicht, da alle Vereine, für die ich tätig war als gemeinnützig anerkannt waren und mir daher eine Übungsleiterpauschale gezahlt wurde, die bis 2.400,- € steuerfrei ist.

Das wird sich jetzt ändern. Ich werde nicht mehr nur für gemeinnützige Vereine tätig sein, sondern u.a. auch für Tanzschulen. Daher wollte ich mich für eine selbstständige Tätigkeit ordnungsgemäß anmelden.

Und sooo schwer ist die Anmeldung gar nicht.

Eine Anmeldung beim Finanzamt ist in jedem Fall erforderlich, unabhängig davon, ob am Ende Steuern zu zahlen sind oder nicht. Dafür füllt man einfach den Bogen zur steuerlichen Erfassung aus, gibt ihn ab und fertig. Fürs erste. Denn wenn man es bis jetzt nicht brauchte: spätestens ab jetzt ist eine jährliche Steuererklärung fällig.

Vollkommen unabhängig vom Finanzamt stellt sich die Frage, ob eine Anmeldung beim Gewerbeamt nötig ist. Dafür muss die Frage beantwortet werden, ob der Tanzlehrer ein Gewerbe betreibt (-> Anmeldung beim Gewerbeamt) oder ist er freiberuflich tätig (-> keine Anmeldung beim Gewerbeamt)?

Freiberufler – was ist das?

Einerseits sind in § 18 Abs. 1 EStG sogenannte “Katalogberufe” aufgezählt. Übt man einen dieser Berufe aus, dann ist man freiberuflich tätig und betreibt kein Gewerbe. “Tanzlehrer” ist hier nicht aufgeführt.

Andererseits beschreibt § 1 Abs. 2 PartGG, dass die freien Berufe

im allgemeinen auf der Grundlage besonderer beruflicher Qualifikation oder schöpferischer Begabung die persönliche, eigenverantwortliche und fachlich unabhängige Erbringung von Dienstleistungen höherer Art im Interesse der Auftraggeber und der Allgemeinheit zum Inhalt [haben].

Im Internet findet man dazu leicht unterschiedliche Auslegungen. U.a. Wikipedia schreibt, unter freiberufliche Tätigkeiten fallen

selbständig ausgeübte wissenschaftliche, künstlerische, schriftstellerische, unterrichtende oder erzieherische Tätigkeiten.

Spontan würde ich mich als Tanzlehrer zugehörig fühlen, denn meine Tätigkeit verstehe ich als unterrichtend, vielleicht auch künstlerisch

Andere Quellen sagen, es sei nach dem genannten Paragrafen entscheidend, ob für eine Tätigkeit eine höhere Ausbildung zwingend erforderlich ist. Nur solche Tätigkeiten könnten als freiberufliche Tätigkeiten ausgeübt werden. So zum Beispiel hier. Tanzlehrer wären dann eindeutig keine Freiberufler, denn um Tanzlehrer zu sein benötigt man nicht zwingend eine Ausbildung, schon gar keine “höhere” (also ein Studium).

Also: Tanzlehrer = Freiberufler?!

Die Frage ist insofern wichtig, denn wenn Tanzlehrer keine Freiberufler sind, müssen sie sich auch beim Gewerbeamt anmelden (betreibt der Tanzlehrer eine eigene Tanzschule ist die Frage übrigens relativ leicht zu beantworten: er ist zumindest teilweise Gewerbetreibender wenn er Getränke anbietet, muss sich also beim Gewerbeamt anmelden).

Also begann ich zu telefonieren:

Im Internet fand ich den Hinweis, der Dachverband Deutscher Tanzlehrer würde bei Fragen zur Selbstständigkeit weiterhelfen. Das ist der BDT. Der Mitarbeiter erklärte allerdings, sie seien für mich nicht zuständig, da ich erstens kein Mitglied sei und sie zweitens sowieso für diese Fragestellung nicht zuständig wären. Ich solle mich an die IHK wenden.

Also rief ich bei der IHK an. Ich wolle mich selbständig machen und wisse nicht, ob ich Freiberufler sei oder Gewerbetreibender, erklärte ich. Mir wiederum erklärte man, sie seien dafür nicht zuständig, diese Frage würde das Finanzamt klären, dessen Nummer man mir freundlicherweise gleich mitgab (allerdings die falsche).

Beim Finanzamt wies man mich eindringlich darauf hin, dass ich auf jeden Fall eine Meldung ans Finanzamt machen müsse, für die Frage nach Freiberuflichkeit oder Gewerbetreibender jedoch das Gewerbeamt zuständig sei.

Beim Gewerbeamt erklärte der Mitarbeiter mir, ich müsse ein Gewerbe anmelden, da Tanzlehrer kein Katalogberuf sei und für Tanzlehrertätigkeiten kein Studium erforderlich sei. Ich solle meine Personalausweis und 20,- € mitbringen, dann würden sie mich anmelden.

Also ging ich zu Gewerbeamt.

Dort schickte man mich vom Empfang ins Zimmer der Sachbearbeiter. Dort sagte ich, dass ich mich als Tanzlehrer selbständig machen möchte und daher ein Gewerbe anmelden möchte. Der Sachbearbeiter antwortete:

Als Tanzlehrer müssen sie kein Gewerbe anmelden. Reitlehrer müssen das nicht, dann müssen Tanzlehrer das auch nicht.

Ich erklärte den Standpunkt seines Kollegen, doch er blieb dabei: keine Gewerbeanmeldung erforderlich. Ich könnte, sofern ich das wollen würde, natürlich trotzdem eins anmelden. Aber den Sinn einer sinnlosen Anmeldung konnte er mir dann auch nicht erklären.

Noch Fragen?

Evaluationsergebnisse der Schülergruppe

Ich war lange unsicher, ob ich eine Evaluation in den Klassen machen soll und habe mich zunächst dagegen entschieden. Erst am Abend vor der letzten Stunde änderte ich meine Entscheidung. Immerhin bietet sich hier die seltene Gelegenheit Tanzschüler zu befragen, die in einem höheren Maße fremdbestimmt am Tanzunterricht teilnehmen, als in Tanzschulen/-vereinen üblich.

Die in der Nacht zusammengestellten Fragebögen sehen wie folgt aus:

FragebogenDie Zahl der Teilnehmer lag bei ungefähr 30 Personen. Die Schüler haben die Bögen von mir am Ende der letzten Stunde erhalten und unbeobachtet von mir oder einer Lehrperson in der Umkleidekabine ausgefüllt. Die Rückgabe erfolgte ebenfalls für die meisten Schüler ohne dass ich es sehen konnte im Ausgangsbereich der Turnhalle. 22 Fragebögen kamen zurück.

Zwar ist die Gut/Schlecht-Dichotomie nicht für alle Items ideal, aber zur besseren Übersicht habe ich in der grafischen/tabellarischen Auswertung die höheren (“besseren”) Werte grün, die niedrigeren (“schlechteren”) rot markiert (auf der Skala von 1 bis 4). Eine Ausnahme stellt das “mehr Tänze”-Item dar. Dort ist die Markierung umgekehrt, weil hier eine größere Zustimmung zur Aussage auf eine schlechte Planung durch mich hindeutet.

Die letzten beiden Spalten ergeben sich aus den Freitextfelder. Innerhalb dieser Felder wurde sehr häufig der Partnerwechsel thematisiert, daher habe ich hierfür eine Spalte eingefügt. Dort sind positive Nennungen zum Partnerwechsel mit einem grünen Haken, negative mit einem Kreuz und neutrale mit einem einem Strich markiert. Das Lernen in Reihen schien mir bei der ersten Durchsicht ebenfalls häufig Thema zu sein, wurde aber doch nur von vier Teilnehmern thematisiert

Hier das Ergebnis:

Evaluationsergebnis

edit 11.02.2014: Mir sind gerade fünf Feedbackbögen in die Hände gefallen, die ich in der Auswertung nicht berücksichtigt habe. Außerdem habe ich einen Fehler in der abgebildeten Tabelle gemacht. Zur Berechnung der statistischen Werte habe ich nur 17 der ursprünglich 22 Werte berücksichtigt. Unter Berücksichtigung aller Werte, also auch der in der obigen Tabelle noch fehlenden Werte, ändern sich die Mittelwerte um maximal 0,1 die Modalwerte bleiben gleich. Einzige Ausnahme ist das Item “mehr Tänze”. Hier ändert sich der Modalwert auf 2 und und der Durchschnitt auf 2,5. Wenn ich die Zeit finde, werde ich diesen Artikel entsprechend aktualisieren…

Das es der Mehrzahl der Schüler Spaß gemacht hat, konnte man während der Stunden erleben, jedoch hätte ich nicht erwartet, dass es keinen einzigen Ausreißer gibt und dass alle die maximale Ausprägung wählen würden. Alleine dieses Item zeigt: die Aktion war ein Erfolg

Ähnlich positiv ist auch die Reaktion auf die Aussage mit mehr Stunden zu werten. Die meisten hätten sich durchaus vorstellen können, die Unterrichtsreihe etwas weiter auszudehnen, was ich als positives Feedback werte. Scheinbar konnte ich zumindest soviel Begeisterung wecken oder aufrechterhalten, dass nicht alle froh waren, dass es zu Ende ist In Hinblick auf die Planung der Reihendauer, auf die ich keinen Einfluss hatte, ist das natürlich eher ein schlechter Indikator, denn aus Sicht der Schülermehrheit war die Unterrichtsreihe eher zu kurz.

Thema Musik… Was soll ich hierzu sagen? Ich hätte es mir ein bisschen besser gewünscht, denn für die Musikauswahl ging in der Vorbereitung die meiste Zeit drauf, aber andererseits: nur einer fands richtig schlecht. Was will man mehr?

Das Item mit dem Tanzlehrer hat mir als einziges ein bisschen Angst gemacht. Für mich war das eine vollkommen neue Umgebung und Situation. Umso erleichterter und glücklicher bin ich, dass es hier keine Ausreißer gibt und die Mehrzahl sehr zufrieden war und die übrigen 18% zumindest auch eher positiv gestimmt waren. Puh!

Bei allen vergangenen Umfragen am kontroversten sind die Items, die sich mit dem Pensum beschäftigen. So auch hier. Ich habe es in der Auswertung mal als schlecht bewertet, wenn jemand mehr Tänze gewollt hat, denn die Inhalte zu Planen war meine Aufgabe. Man kann es sich natürlich auch leicht schön reden, indem man sagt: die waren so zufrieden, dass sie gerne mehr gemacht hätten. Wie schon in den letzten Umfragen ist das hier wieder ein bisschen unklar (soviel zu “aus Fehlern lernt man”…). Der Mittelwert liegt hier bei 2,7, also nahe am theoretischen Mittelwert von 2,5. Geht man davon aus, dass alle das Item gleich interpretiert haben, ist das ein sehr gutes Ergebnis! Ich habe scheinbar genau den Mittelweg zwischen zuviel und zuwenig beschritten und so den bestmöglichen Kompromiss erreicht

Wie das letzte Item zu bewerten ist, weiß ich ehrlich gesagt nicht, aber ich freue mich über die eindeutige Empfehlung für die nachfolgenden 9er Klassen

Die folgenden zwei Spalten schematisieren die zwei häufigsten Nennungen innerhalb der Freitextfelder. Sehr häufig (bei 73% der Bögen) wurde der Partnerwechsel thematisiert. In keiner der Klassen habe ich in einer so hohen Frequenz Partnerwechsel durchgeführt. Ich hatte den Eindruck, die Mehrheit wünsche das. Gefährlich bei diesen Eindrücken ist, und dessen war ich mir bewusst, dass immer die Gefahr besteht, dass ich eine laute Minderheit als Mehrheit annehme. Das Evaluationsergebniss legt jedoch nahe, dass sowohl der Partnerwechsel an sich, als auch die hohe Frequenz durchaus in Ordnung waren. Interessant ist, dass dies tatsächlich ein sehr wichtiges Thema für die Teilnehmer zu sein scheint.

Das Üben von Schrittfolgen in der Reihe ohne Partner (eine Methode, von der ich schon immer ein sehr großer Fan war) ist von immerhin vier Personen positiv erwähnt worden.

Am interessantesten seien die Freitextfelder, hört man häufig von Menschen, die Fragebögen auswerten. Abgesehen davon, dass das oft auch für schlechte Fragebögen spricht, ist es natürlich wirklich interessant zu sehen, was thematisiert wird, ohne das es dazu einen Trigger innerhalb des Fragebogens gibt. Hier, ohne weiteren Kommentar meinerseits, die Inhalte der Freitextfelder:

Freitextfelder

Tanzen mal anders

Ein paar glückliche Zufälle haben dazu geführt, dass ich einen jeweils vierwöchigen Tanzkurs mit drei 9er Klassen durchführen konnte. Der Kurs fand im Rahmen des regulären Sportunterrichts statt und dauerte knapp 90 Minuten pro Einheit.

Ich kann nicht behaupten, dass mir aus allen Klassen spontan Begeisterung entgegensprang, als ich jeweils das erste mal vor den Teilnehmern stand. Einige Schüler gaben mir anfangs deutlich zu verstehen, dass sie keine Lust auf Paartanzen haben.

Aha. Und? Interessiert mich nicht.

bekam ich von einem Schüler zu hören, als ich ihn ziemlich zu Anfang korrigierte.

Spannend war miterleben zu dürfen, wie schnell die Stimmung kippte – ins Positive! Zu behaupten, am Ende der vier Einheiten seien alle Teilnehmer tanzbegeistert gewesen, wäre wohl übertrieben. Aber zumindest die offene, aggressive Ablehnung verschwand schon innerhalb der jeweils ersten halben Stunde vollständig. Vom Eindruck her würde ich sagen, dass sich zwar nicht alle auf die Paartanzstunden gefreut haben, aber immerhin die meisten während der Stunden Spaß gehabt haben.

Für mich war das das erste mal, dass ich im Rahmen des regulären Schulsports Tanzunterricht geben durfte. Meine Highlights:

  • Die meiste Zeit im Rahmen der Vorbereitung beanspruchte die Auswahl der Musik. Während der Kurse gab es vereinzelt Musikwünsche, die ich nicht alle erfüllen konnte. Zwischen den drei Klassen gab es nur einen offenkundigen gemeinsamen Nenner in Bezug auf die Musik: Helene Fischer. Ich habe den Eindruck, die Schüler kennen deren komplette Diskografie. Sowohl die erfolgreichen Singles (“Von hier bis unendlich”), die aktuelle Single (“Atemlos durch die Nacht”) sowie die soweit ich weiß weniger bekannten Lieder (“Das Karussell in meinem Bauch”) waren den Schülern bestens bekannt. Ich kannte sie bis dahin nicht.
  • Es gab am Anfang eine Gruppe Jungs, die nicht am Tanzunterricht teilnehmen wollte. Angesichts der wenig attraktiven Alternative (Gymnastiktanz) waren sie dann aber doch dabei. Und das mit gutem Erfolg! Größtenteils gehörten die Skeptiker am Ende zu den souveränen Tänzern.
  • Die Akustik in der Sporthalle war unterirdisch. Bei ca. 30 Schülern war es nahezu unmöglich in normaler Lautstärke zu sprechen. Das lag allerdings nur zum Teil an den Teilnehmern: Selbst wenn nur zwei bis vier Menschen in der Halle zurückhaltend miteinander reden sorgt das schon für einen derart hohen Grundpegel, dass normales Sprechen keine Chance mehr hat. Zum Glück habe ich eine robuste Stimme…
    BTW: wer plant eigentlich Schulsporthallen?!
  • Ich habe mich am Ende mit einigen Lehrern über mögliche Bewertungen unterhalten. Im Rahmen eines Turnierwettkampfes wäre eine Bewertung der Gruppen problemlos möglich gewesen, denn dort wird das gesamte Teilnehmerfeld vergleichend bewertet. Der innerhalb der Gruppe am besten tanzende landet vorne, der zweitbeste auf dem zweiten Platz usw.
    Schulnoten sollen zwar auch einen Vergleich ermöglichen, jedoch nicht nur innerhalb einer einzelnen Klasse, sondern über die gesamte Population hinweg (zumindest aber innerhalb eines Jahrgangs und Bundeslands). Maßstab ist hier nicht die Gruppe, sondern vorher festgelegte Kriterien, die auch die Motivation/Leistungsbereitschaft der Schüler umfassen.
    Vor diesem Hintergrund war die Bewertung der Leistungen extrem schwer. Es gab keine “Totalausfälle”. (Fast) Alle Teilnehmer waren sehr engagiert und auch die Ergebnisse waren durchweg in Ordnung. In Summe war die Leistung in allen Klassen recht homogen auf hohem Niveau.
    Wie die Lehrer das gelöst haben, ist mir nicht bekannt. Im Zweifelsfall wird wohl (fast) jeder Schüler eine eins bekommen haben…

Zum Abschluss der Unterrichtsreihe habe ich in einer Klasse Evaluationsbögen ausgegeben. Die Auswertung werde ich in Kürze vorstellen…

Kostenlos & umsonst

Bei unserem Tanzsportturnier bieten wir den Teilnehmern einen Bilder- und Videoservice an, der jedes Jahr gut angenommen wird. Bilder drucken wir vor Ort für 2,- € und die Videos gab es in der Vergangenheit immer per DVD für eine beliebige Spende. Jeder konnte also selber entscheiden, wieviel ihm seine DVD wert ist. Gespendet werden konnte auch nach Erhalt der DVD. Dabei lagen die Einzelspenden zwischen 4,- € und 45,- €.

In diesem Jahr habe ich das mit den Videos etwas anders gehandhabt. Weil ich im Vorfeld schon wusste, dass ich die Videos nicht zeitnah sichten und bearbeiten (wobei “bearbeiten” i.d.R. nur “schneiden” bedeutet) kann, habe ich allen Interessenten eine eMail geschrieben, dass es die Videos in diesem Jahr später als gewöhnlich und NICHT auf DVD geben wird, sondern nur online, dafür aber kostenlos.

Es gab in diesem Jahr 14 Interessenten für die Videos, soviele wie in keinem der vorhergegangenen Jahre. Das Hochladen der Videos auf Skydrive hat 5 Tage gedauert (mit Unterbrechungen, weil ich meinen Laptop auch unterwegs brauche). Leider habe ich erst am Ende gemerkt, dass man einen Microsoft Account benötigt um dort Dateien ab einer gewissen Größe runterzuladen. Viel schlimmer: man konnte auch nicht alle Dateien online abspielen, weil Skydrive eines der beiden von mir verwendeten Formate nicht unterstützt. Und auch um die unterstützten Dateien abspielen zu können, muss Silverlight installiert sein.

Also habe ich die Dateien zusätzlich bei Youtube hochgeladen. Diesmal dauerte es 3 Tage.

Neben den Videobestellern gab es zwei Turnierteilnehmer, die neben der Videos auch Fotos bestellt hatte, jedoch nicht ausgedruckt, sondern als digitale Kopie. Sie wollten dafür zwar zahlen, aber ich habe sie gebeten, sich bei der Videobestellung daran zu erinnern, dass sie auch Fotos erhalten haben (zu dem Zeitpunkt dachte ich noch, ich würde vielleicht doch noch ein Spendenkonto angeben).

Ich habe mich schließlich entschieden, auf die Angabe von Kontodaten zu verzichten und stattdessen um Gästebucheinträge zu bitten. In der eMail an die Videobesteller habe ich das wie folgt formuliert:

[…] Ich hoffe, es haben jetzt alle die Möglichkeit, auf die eine oder andere Weise auf die Videos zuzugreifen. Wir würden uns sehr freuen, wenn Ihr uns einen Kommentar im Gästebuch hinterlassen würdet!

Offenbar habe ich das damit zu unverbindlich formuliert. Denn die ganze Aktion, die viel zeitintensiver war, als ich anfangs erwartete (schneiden und hochladen hatte ich mir wesentlich kürzer vorgestellt), war für mich und damit auch für die Veranstaltergemeinschaft vollkommen umsonst.

Es gibt auch einen Monat später keinen einzigen Gästebucheintrag. Ein Paar hat immerhin per eMail bestätigt, dass es die Videos runterladen konnte:

Danke, hab das Video runter laden konnen.

Ein Paar hat sich per eMail für die Videos bedankt und ein Paar hat sich wegen Problemen bei mir gemeldet, die ich mit Hilfe von Screenshots zu lösen versucht habe. Ob es geklappt habt, weiß ich nicht.

Sehr ärgerlich für mich.

Ich hätte wahrscheinlich deutlicher formulieren müssen, dass der Gästebucheintrag quasi anstelle einer Spende vorgesehen ist.

So ärgere ich mich über die gefühlt total sinnlos investierte Zeit. Bleibt nur zu hoffen, dass der Service zumindest dafür sorgt, dass die Reputation des Turniers steigt.